Montag, 10. November 2014

Die Dienstags-Depression

Ich weiß nicht, ob Ihnen das schon mal aufgefallen ist, aber mir persönlich wurde, gerade in letzter Zeit doch sehr massiv, wieder mal klargemacht, dass der Dienstag eigentlich der Depressionstag der Woche ist.

Ich meine, was gibt es Gutes an einem Dienstag?

Die Woche hat gerade erst angefangen, man ist wieder voll drin im Geschehen, kann sich nicht wie montags rausreden mit; " Öööhhh, boah, war doch erst Wochenende", nee, am Dienstag muss alles laufen wie am Schnürchen, am Dienstag ist der Erfolgsdruck hoch wie niemals sonst in der Woche. Außer vielleicht noch am Donnerstag, aber dazu komme ich später.

Am Dienstag Dienst - das war nach der Sams - Buchreihe von Paul Maar ja Alltag, jetzt nur eben auch im Kinderzimmer.
Und da das Kind selbst noch weit entfernt vom Arbeitsleben höchstens Plastikbirnen in seinem Kaufladen anbietet, muss eben der Papa herhalten.

Der ist ohnehin der Depp. Mama hat sich eine Woche Urlaub genommen und ist mit ihrer Freundin auf Nordseeinseln unterwegs, auf denen ein Fischbrötchen schon soviel kostet, wie hierzulande eine Eigentumswohnung.
Das Kind, genauer gesagt, die Tochter hat mittlerweile Geisteswissenschaften studiert. Naja, so ein intensives Hobby eben. Der Sohn ist auch aus dem Haus. Aber hat Vater deswegen frei? Denkste! Denn Mama hat ihm noch aus dem Flieger eine Aufgabenliste zugemailt, die so lang ist..  sagen wir es so: Würde man diese Aufgaben alle bezahlen, könnten drei Ein-Euro-Jobber gut davon leben.

Gerade begrüßt mich Spotify mit den Worten:"Aufstehen, der Dienstag wartet!"
Was?!
Soll das eine Aufmunterung sein?
Oder die ultimative Drohung, sich sofort wieder ins Bett zu verkriechen, weil einem sonst der Dienstag in den Nacken springt wie ein tollwütiges Tier?

Oder sitzt da irgendwo ein sadistisch veranlagter Programmierer mit blutunterlaufenen Augen seit drei Tagen vor seinem Rechner und überlegt, wie man den Leuten am Dienstagmorgen gleich mal so richtig mental vor die Kniescheibe treten kann?
Man weiß es nicht.

Die S-Bahn ist wieder vollends überfüllt mit Studenten. Ich frage mich, wie die es jedes Mal schaffen, alle, aber wirklich alle Plätze zu besetzen. Wahrscheinlich campieren die schon seit Montagnachmittag auf dem Bahnsteig. Der noch rauchende Grill im Raucherviereck von Gleis 4 lässt darauf schließen. Einer der Studenten hat hastig einen Eimer mit Wasser drüber gekippt, ehe er in die S-Bahn gesprungen ist, um sich zu seinen Komplizen zu setzen, die eben den Mittelgang blockieren, um ihre Schlafsäcke wieder einzurollen.
Nachdem ich über achtundzwanzig Koffer geflogen bin, mir fünf Schlafsäcke hinterhältig aus dem Gepäckfach aufgelauert haben, um genau dann herauszufallen, wenn ich drunter vorbei komme und sich dann zu guter Letzt noch eine verspätete Soziologiestudentin auf den letzten freien Platz direkt vor meiner Nase fallen lässt, während sie gleichzeitig isst, redet, den Kaffeebecher balanciert UND telefoniert, natürlich so laut, dass es auch ja alle im Wagen mitkriegen... da weiß ich, was Spotify mir sagen wollte.

Aufstehen, der Dienstag wartet!

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