Montag, 10. November 2014

Das Montags-Mysterium


Viele von Ihnen kennen das sicher.
Es ist Montagmorgen, draußen wird es erst gerade hell (es sei denn, es ist Herbst, dann nicht) und einige verwirrte Vögel pfeifen ihren allmorgendlichen Handyklingelton-Kanon.
Eigentlich könnte man dieses Bild so idyllisch stehen lassen.

Könnte man.

Nicht jedoch Ihr Wecker.

Ihr Wecker ist grundsätzlich ein Sadist, er rappelt nämlich immer genau dann los, wenn Sie im Traum gerade den 100 Millionen-Euro-Jackpot geknackt haben, wenn Ihr Günther Jauch gerade im Begriff ist, zu sagen, dass es eine gute Idee war, den Publikumsjoker zu nehmen, wenn Ihre Traumfrau/Ihr Traummann eben zu Ihnen herüberblinzelt... und...dann...endlich...

In genau diesen Momenten prügelt Ihr Wecker Ihnen mit Miley Cyrus' "I came in like a wreeeeeeeecking baaaaaaaall " auch noch den letzten Rest Ihres Geschmackssinns tot - und die empfindlichen Nerven liegen schlagartig wieder blank.

Wenn man schon zu Beginn einer Woche in aller Frühe aus dem Bett muss, warum dann nicht wenigstens mit einem Song, der genau das aussagt, was jeder in diesem Moment denkt:
" Tell me why, I don't like Mondays."

Warum mögen die meisten Leute keine Montage?
Ich verrate es Ihnen.
Weil die Woche anfängt.
Und weil das Wochenende aufhört.
Und weil man meistens gerade erst mit dem Entspannen angefangen hat, um dann festzustellen, dass es Sonntagnachmittag 17 Uhr ist.
Aber das sind wahrhaftig nicht die einzigen Gründe.

Lassen Sie mich das etwas differenzieren.

Frauen mögen Montage nicht, weil alles, was mit dem Mond zu tun hat, prinzipiell unheimlich magisch und unheimlich gruselig und unheimlich unheimlich ist.

Männer, speziell Handwerker, mögen Montage nicht, weil sie bei einer Montage immer zwei bis drei Wochen weg sind, die Hotelbetten per se zu klein und zu eng sind und ihnen nach drei Tagen die frischen Socken ausgehen.

Werwölfe mögen Montage nicht, weil der Mond ihnen mal wieder vor die Nase hält, dass sie in der Evolution mal eben an der richtigen Ausfahrt vorbeigerauscht sind und nun noch ewig auf der Autobahn festhängen.

Kinder mögen Montage nicht, weil die Schule wieder losgeht.

Friseure mögen Montage nicht, weil mittlerweile kein Friseur mehr montags zu hat, da ihm viel zuviel Kundschaft durch die Lappen geht.

Und Discogänger mögen Montage nicht, weil die Discos meistens montags zu sind.

Gott mag Montage auch nicht, denn da muss er wieder arbeiten. Himmel und Erde schaffen sich schließlich nicht von allein.

Und die anderen Wochentage mögen Montag nicht, weil er ein blöder Drängler ist, der immer und überall der Erste sein muss.

Aber das wirklich Verblüffende ist: Montage laufen statistisch gesehen in 85 % aller Fälle gleich ab.

Oder noch schlimmer: Ihr Montagmorgen läuft nur im Entferntesten ähnlich ab wie meiner:

- Sie stehen auf, hauen sich im ersten Moment erstmal im stockdunklen Schlafzimmer den Kopf an, weil Sie übers Wochenende vergessen habe, dass Sie in einer Maisonette-Wohnung wohnen und daher eine Dachschräge besitzen.
- Sie machen zwei Schritte um das Bett herum, stolpern über Katze 1 und legen sich erstmal schön der Länge nach auf die Schnauze.
Wunderbar, so kann der Tag beginnen.
- Als Sie sich wieder hochrappeln, hat Katze 2 Ihnen eben den Socken vom Fuß gezogen und rennt damit weg, während sich Katze 3 lautstark darüber äußert, dass es ja schon 05:00 Uhr ist und sie immer noch nichts Neues zu fressen in ihrem Napf vorfindet.
- Während Sie schlaftrunken in die Küche taumeln, treten Sie in den herumgeschobenen Wassernapf und machen erneut unsanft Bekanntschaft mit Ihren Fliesen. Diese Gelegenheit nutzt Katze 1, um Sie als Sprungbrett auf den Kratzbaum zu missbrauchen, von welchem sie kurze Zeit später von Katze 2 ohnehin wieder runter befördert wird.
- Sie haben sich mittlerweile kriechend in die Küche geschleppt, sich am Kühlschrank hochgezogen und erblicken ein Licht am Ende des Tunnels - dummerweise ist es nur das Licht Ihres Kühlschrankes. Sie umklammern die Katzenfutterdose und kramen in der Besteckschublade nach einem Löffel, werfen die Schublade danach mit Schwung wieder zu und klemmen sich Ihren rechten Zeigefinger ein.
- Nachdem Sie es geschafft haben, eine Wagenladung Katzenfutter unfallfrei in die Näpfe zu befördern und die Raubtiere sich gierig schlingend darüber hermachen, nutzen Sie die Gelegenheit, um heimlich Ihren Socken aus der Kratzbaumhöhle zu fischen.
- Dummerweise sieht Katze 2 das und springt Ihnen ans Bein, natürlich an das unbesockte, um sich dort festzukrallen.
- Sie verlieren das Gleichgewicht und überlegen sich noch im Fall, warum Sie nicht einfach liegen geblieben sind.
- Sie versuchen sich halbwegs unbehelligt anzuziehen, was Ihnen auch gelingt, doch als Sie Ihre Aktentasche greifen, fassen Sie in einen nassen Fleck. Katze 1 fand es mal wieder an der Zeit, ihr Revier zu markieren.
- Panisch retten Sie was zu retten ist und verlassen wutschnaubend, natürlich viel zu spät dran, das Haus.
- Sie brechen Ihren alten Schulsport-Rekord, um die S-Bahn zu erreichen, nur um dann festzustellen, dass sie ausfällt.
-  Es beginnt zu regnen.
- Ihr Handy klingelt und Ihr Chef teilt Ihnen mit, dass Ihr Kurs heute ausfällt und Sie daher zu Hause bleiben können.

Diese Variante ist unabhängig von Witterungsverhältnissen oder Jahreszeiten anwendbar.

Wahlweise können Sie sich auch mit vielen weiteren Variablen dieses Mysteriums beschäftigen.

- Montags bekommt man garantiert NICHT die Lieblingssorte Müllermilch, die man haben möchte, da am Samstag alles leergekauft wurde und die Mitarbeiter selber sich noch aus halb geschwollenen Augen dreiviertelblind von der Kasse zur Kaffeemaschine tasten.
- Montags verstopfen zumeist gegen 07:00 Uhr unzählige Horden von Schulkindern jede S-Bahn oder Bus und machen einen Gedanken, geschweige denn ein Gespräch quasi unmöglich.
- Montags weiß man, dass die Woche gerade erst angefangen hat und durchaus noch Chancen drauf hat, ein Hitstürmer in den Scheiße-Charts zu werden.

Aber man kann durchaus auch etwas Positives an der ganzen Sache sehen:
Irgendwann ist auch der Montag endlich vorbei.
Und nichts gibt einem ein besseres, ein befriedigenderes Gefühl, als zu sagen:

Ich habe es geschafft!

Ich habe überlebt!

Nur noch vier Tage, dann ist Wochenende!


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