Montag, 10. November 2014

Alltagskabarett

Willkommen - Bienvenue - Welcome

Schön, dass Sie hier sind.

Leider kann ich Sie nicht mit vollen Konzerthallen begeistern, für die Sie monatelang im Vorraus schon horrende Summen für einen bedruckten Papierlappen ausgeben mussten, der sich als Eintrittskarte zu tarnen versucht, zwei Stunden früher hier waren, um einen Parkplatz zu finden, der nicht im nächsten Bundesland liegt, nur um dann inmitten von ca. 500-1000 ebenso Wahnsinnigen johlend und klatschend von Ihrem Sitz aufzuspringen, sobald ich die Bühne betrete.

Sie können nicht darüber lachen, dass ich, geblendet vom Scheinwerfer bei 43 Grad, vermutlich gleich über das Mikrofonkabel stoplere, nur um dann kläglich lächelnd zu verkünden, dass dieser Gag natürlich einstudiert war, während ich mir den blauen Fleck an meiner Kehrseite vorstelle, der dort nun wuchert, um mich bei jedem Hinsetzen fröhlich auf seine Existenz aufmerksam zu machen.

All das können wir uns sparen.
Denn Sie bekommen Ihr Lachen direkt nach Hause, quasi frei Haus geliefert, durch die Telefonverbindung - bei manchem auch begleitet von nostalgischem Fiepen eines alten Modems, bei wieder anderen Highspeed durch die 50000er Leitung.

Klasse oder?


Das hier ist kein politisches Kabarett, nein, dafür verstehe ich definitiv zu wenig von Politik und dafür gibt es genügend andere, die das weitaus besser beherrschen. Am besten schalten Sie dazu einfach den Fernseher ein, wenn es wieder mal einen Polit-Talk gibt.
Die Wahrheit ist, so bitter sie auch sein mag, oftmals zum Lachen.
Oder, wie ein weiser Mensch mal gesagt hat: "Wenns zum Heulen nich' reicht, lach' drüber."

Schon wahr, oder?

Wir Menschen nehmen unser Leben viel zu ernst.
Immer arbeiten, nach Höherem streben, immer. "Nee, heute keine Zeit, ich muss morgen früh raus..."
Wen interessiert das denn?
Gut, natürlich werden Sie jetzt sagen: "Jeder brauch doch einen Job, denn wovon sollen wir leben."
Das ist soweit auch völlig korrekt.

Aber:
Besteht das Leben wirklich nur aus Geld? Aus Macht? Aus Anerkennung, Bewunderung und Perfektion?

Nein!

Fragen Sie mal ein Kind, dass gerade begeistert seinen Freunden einen Witz erzählt, den es gestern Abend von Papa aufgeschnappt hat.

Es lacht.
Und es bringt mit seinem Lachen auch die anderen Kinder zum Lachen, die ihm zugehört haben. Die seine Mimik, seine Gestik und seine Sprache beobachtet haben.

Wahrscheinlich hat es die tiefere Ebene des Witzes noch garnicht verstanden oder erfasst. Aber es hat mitgelacht. Weil der Papa und alle anderen auch gelacht haben.

Merken Sie was?
Lachen ist ansteckend.

Kinder lachen gerne, das ist mit ihr liebstes Hobby.
Zumindest solange, bis das Leben oder der jeweilige Erziehungsberechtigte es ihnen austreibt.
Wir Erwachsenen bekommen immer zu hören: "Sei doch nicht so albern, das Leben ist eine ernste Sache und und und..." Schon in der Schule spricht man vom "Ernst des Lebens".

Aber wenn Sie sich erinnern, was Sie nicht können, weil unser Gehirn den Erinnerungsspeicher erst ab einem Alter von etwas zwei Jahren in Gang setzt:
Was lernt der Mensch als Allererstes, noch vorm Krabbeln, Laufen und Sprechen?

Richtig. Das Lachen.
Ein Baby lernt lächeln, wenn es die Mutter sieht. Es ahmt nach und verspürt dabei Glücksgefühle.

Versuchen Sie es. Lächeln Sie einfach mal, völlig ohne Grund. Sie werden sehen, meist kommen Ihnen Erinnerungen in den Sinn von Momenten, in denen Sie das letzte Mal so richtig herzlich gelacht haben. Und manchmal müssen sie bei dem Gedanken daran direkt wieder kichern.
Lassen Sie es ruhig zu. Sie brechen sich damit keinen Zacken aus der Krone.

Es liegt an Ihnen. Entscheiden Sie sich, ob Sie lieber lachen oder ernst sein wollen.
Viele Menschen beschweren sich, sind trotz ihres Jobs und ihres Umfelds nicht wirklich glücklich. Woran liegt das?
Weil wir Menschen die Angewohnheit haben, nie mit etwas zufrieden sein zu können.
Weil wir immer noch mehr wollen und den Hals einfach nicht vollkriegen.
Weil uns die Gesellschaft und die Norm dazu gedrängt haben, eine Rolle zu spielen, die uns vielleicht selber garnicht so gut gefällt.

Kleiner Tipp vom Theater:
Wenn Ihnen Ihre Rolle nicht gefällt, dann variieren Sie doch einfach mal den Text.
Oder die Stimmlage.
Oder bauen Sie, einfach mal so, einen Witz in Ihre Szene ein.
Das gibt Ihrer Rolle und auch ihrem Charakter mit einem Mal eine ganz neue Note.
Und das Publikum wird Sie lieben. Denn Sie bringen andere zum Lachen.

Also: nehmen Sie sich selbst nicht allzu ernst.
Lachen Sie über Scherze, über Missgeschicke, eigene und andere.
Oder lachen Sie auch mal über sich selbst.
Und wenn Ihnen das noch eine Nummer zu groß ist:

Lachen Sie über mich.



In diesem Sinne:


Viel Vergnügen

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen